Édouard Louis erzählt einmal mehr von seiner Mutter — jener Frau, die mit siebzehn schwanger wurde, keine Ausbildung machte, weder einen Führerschein hat noch über eigenes Geld verfügt. Der Abhängigkeit von einem ersten gewalttätigen, trinkenden Ehemann entflieht sie in eine zweite solche Ehe. Ein erneuter Ausbruch gelingt nach zahlreichen Versuchen, um sich Jahre später in einer dritten toxischen Partnerschaft wiederzufinden – neuer Mann, gleiches Schema Édouard Louis begleitet seine Mutter aus dieser Spirale von Abhängigkeit, Abnutzung der Gefühle und Armut hinaus und führt sie in kleinen Schritten Richtung selbstbestimmtes Leben (ironischerweise kann er sich diese Unterstützung leisten, da er mit der Armutsgeschichte seiner Familie reich und berühmt geworden ist.) Mit Fünfundfünfzig hat Monique erstmals eine eigene Wohnung, in der sie frei über ihre Tage und Stunden entscheiden kann. Und sie steigt zum ersten Mal in ein Flugzeug nach Deutschland, wo ihre Geschichte — von Édouard Louis zwei Jahre zuvor geschrieben und von Falk Richter inszeniert — Theaterpremiere feiert. Was für ein Schicksal, was für ein wunderbarer Text!