Das Herausragende an diesem autobiografischen Bericht ist — neben der formvollendeten Sprache diverser Erzählstimmen — der Mut des jungen Franzosen, eine Vergewaltigung zu thematisieren. Nicht eine Vergewaltigung, seine Vergewaltigung. Edouard Louis nimmt jemanden in seine Wohnung hoch, beginnt trotz instinktiver Furcht eine Liebesnacht mit dem Fremden und wird im Morgengrauen Opfer dessen Wahnsinns. Dass er die Gewalt überlebt, ist Zufall. Dass er darüber spricht, ist ein Tabubruch sondergleichen.