Die Sommer, lang sind sie und langweilig. Nichts passiert im Dorf ihrer Grossmutter in Nordsyrien, ausser wenn die Tante aus Aleppo kommt. Leyla weiss, dass sie als Tochter eines jesidischen Kurden und einer deutschen Mutter hohe Erwartungen zu erfüllen hat, nicht umsonst wurde sie von ihrem Vater nach drei anderen Leylas benannt: allesamt kurdischen Kämpferinnen, die ihr Leben für die Kultur der Jesiden liessen: «Ihr Leben, ihre Geschichte wurden an ihrem Namen gemessen. Leyla dachte, dass ihr Name nicht ihr gehörte. Sie gehörte dem Namen.» Derweil sie in München ins Gymnasium geht und sich mit der eigenen Identität auseinandersetzt, bricht der Krieg in Syrien aus. Die nächsten Jahre verfolgt der Vater Tag und Nacht rauchend am Fernseher die Zerstörung seiner Heimat – die Mutter versucht mit allen Mitteln, die Verwandten aus dem Dorf zu retten. Wie viel in diesem Roman autobiografisch ist, lässt die Ronya Othmann offen. Aber wer kann Schuldgefühle wie diejenigen von Leyla konstruieren, die nach einer Nacht mit ihrer Geliebten überzeugt ist, dass der syrische Cousin nur ihrer Selbstsucht wegen erschossen wurde?
Die Sommer
Autor:
Ronya Othmann
Titel:
Die Sommer
Link-Text:
Hanser Verlag, 2020, 288 Seiten
Link-URL:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/die-sommer/978-3-446-26760-2/
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