Muss man sich eine weitere Biografie über Mann antun, dessen Leben und Werk bereits mannigfach bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet ist? Ja, man muss! Im neuen Roman des Iren Colm Tóibín wird Thomas Mann als Aussenseiter gezeichnet: «Seine Homosexualität, die er hinter der Familienfassade verborgen hat, ist dabei nur eine der vielen Fremdheitserfahrungen, aber vielleicht doch der entscheidende Riss, der schon den jungen Thomas für immer von seinen Mitmenschen trennt und erst den gnadenlosen und kalten Blick auf die Zeitgenossen ermöglicht, der dann den Schriftsteller Thomas Mann auszeichnet.Doch schon die brasilianische Mutter macht Thomas zu einem Außenseiter im protestantischen Lübeck. Dann der Absturz, der Vater stirbt, der Umzug nach München. Plötzlich gehört man nicht mehr der besten Gesellschaft an. Man bestaunt von aussen die Pringsheims, in deren Familie Thomas einheiraten wird, ohne jemals einer von ihnen zu sein. Er bleibt Provinz.» (Frank Hertweck, SWR2)